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Porsche fahren oder knausern – wie Ruheständler ihr Geld ausgeben

Ruhestand

Bild: Lupo / pixelio.de

Ergebnisse aus der Studie „Psychologie der Altersvorsorge: Entscheidungsfindung in der Entsparphase“

Am Ende des Sparens kommt in der Regel die Phase des Ausgebens. Einer der Hauptmotivatoren des Sparens ist für viele Menschen die Aussicht auf einen zufriedenen Lebensabend.

Besonders im Alter möchte man auf gewohnte Annehmlichkeiten nicht verzichten und sich auch Dinge leisten können, die man während der Arbeitsphase nicht realisieren konnte. Die berühmte Kreuzfahrt etwa.

Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hat nun das Ausgabeverhalten von über 800 Personen im Alter zwischen 55 und 75 Jahren untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich das Verhalten der untersuchten „Best Ager“ auf sechs verschiedene Verhaltenstypen unterteilen lässt, deren Umgang mit dem angesparten Vermögen höchst unterschiedlich ausgeprägt ist.

Planwirtschafter

Die Planwirtschafter stellen mit 34 Prozent die größte Gruppe dar. Die Prinzipien der Planwirtschafter basieren darauf, das angesparte Vermögen unter keinen Umständen anzurühren – aus Angst es könnte verschwinden.

Planwirtschafter lassen am liebsten alles beim Alten. Vermögen aus Lebensversicherungen, Bausparverträge und Festgeldkonten liegen brach oder werden weiterhin bespart. Nach außen hin ist das vorhandene Vermögen kaum sichtbar. Es findet auch kein intensiver Umgang mit den Ersparnissen statt. Planwirtschafter setzen auf langlaufende und risikolose Anlageformen.

Psychologisch gesehen versuchen Planwirtschafter dadurch die Endlichkeit des Lebens auszublenden. Das Leben selbst bleibt für diese Gruppe dabei häufig auf der Strecke.

Vertager

Die Vertrager bilden mit 27 Prozent die zweitgrößte Gruppe. Auch die Vertager möchten den Status Quo am liebsten beibehalten.

Allerdings möchten Vertager im Gegensatz zu den Planwirtschafter, langfristige Entscheidungen unter allen Umständen vermeiden. Für sie ist es wichtig flexibel bleiben.

Die gefragteste Anlageform der Vertager sind Tagesgeldkonten. Sie setzen sich mit ihren Ersparnissen intensiv auseinander und vergleichen auch die Angebote verschiedener Anbieter. Professionelle Beratungen zum Thema Geldanlage lehnen sie jedoch mehrheitlich ab.

Wenn die Konditionen stimmen, scheuen Vertager auch nicht vor einem Wechsel von der Hausbank zu einer Direktbank zurück.

Die Anlage selbst soll hingegen immer weiterlaufen und nicht angetastet werden.

Blender

Die Gruppe der Blender umfasst rund 12 Prozent der Befragten und ist damit die drittstärkste Fraktion. Blender führen ein aufwändiges bis luxuriöses Leben oder erwecken zumindest den Anschein.

Blender stecken ihre Ersparnisse oft in Immobilien, große Autos oder sonstige Statussymbole, die entsprechend vorgeführt werden.

Dabei werden die tatsächlichen finanziellen Verhältnisse hin und wieder auch überschritten.

Geld das nicht für Konsumgüter ausgegeben wird, wird in Staatsanleihen, Optionsscheine oder Aktien investiert.

Da sie immer danach bestrebt sind, mit ihrem Vermögen zu beeindrucken, kommen altersleugnende Blender auch im Alter nie richtig zur Ruhe.

Options-Optimisten

Die 10 Prozent starke Gruppe der Options-Optimisten hat ihr Vermögen ganz bewusst auf verschiedene Säulen aufgeteilt. Das selbstständige Verwalten und die eigene Kontrolle über das Vermögen stehen dabei an oberster Stelle.

Die Options-Optimisten befassen sich sehr intensiv mit ihren Ersparnissen, vergleichen Anlagemöglichkeiten, informieren sich in Fachzeitschriften und profitieren von langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Geld.

Options-Optimisten sind bestrebt ihr Vermögen durch eine rentable und risikoausgewogene Anlage zu bewahren. Zu diesem Zweck werden auch verschiedene Anlageformen ausprobiert, wodurch mitunter auch Verluste in Kauf genommen werden.

Im Gegensatz zum Blender, gehen Options-Optimisten mit ihrem Vermögen sparsam um. Zwar gönnen sie sich hin und wieder auch gerne einmal etwas Besonderes. Doch Ihre Befriedigung erhalten sie nicht durch die Zurschaustellung des Besitzes, sondern durch ihre vorhandenen Wahlmöglichkeiten im Umgang mit ihrem Vermögen.

Renovierer

Mit 9 Prozent ist die Gruppe der Renovierer eine der kleinsten. Für Menschen vom Typ Renovierer steht der Werterhalt im Vordergrund.

Um den Werterhalt sicherzustellen, wird das Vermögen zementiert. Der Zugang zum Geld wird dadurch sprichwörtlich verbaut.

Das Aus- und Aufrüsten der eigenen „Fassade“ ist der zentrale Gedanke von Renovierern.

Damit kann jedoch sowohl ein Haus oder eine Wohnung gemeint sein, als auch das eigene Erscheinungsbild.

Renovierer geben ihre Ersparnisse oft für Schönheits-OPs, Augenkorrekturen oder Zahnersatz aus.

Neustarter

Die schwächste Gruppe besteht aus den Neustartern. Dieser Personenkreis macht 8 Prozent der Befragten aus.

Neustarter zeichnen sich dadurch aus, dass sie nach ihrer regulären Berufstätigkeit neue Projekte beginnen. Dies kann in Form von ehrenamtlichen Tätigkeiten erfolgen oder aber in Form eines neuen Karrierestarts. Auch der Neustart einer Partnerschaft ist für diese Gruppe nicht außergewöhnlich.

Neustarter beziehen ihre Kraft und ihre Motivation durch die Auffassung, so dem Vergessen-werden entrinnen zu können.

Neustarter möchten durch ihr Verhalten vor allem neue Werte entdecken. Ihre Pläne sind ambitioniert, können zum Teil jedoch auch einen überzogenen Eindruck vermitteln.

Fazit

Auch wenn es zwischen den einzelnen Gruppen deutliche Unterschiede gibt, haben sie doch eines gemeinsam. Alle Befragten wehren sich vehement dagegen ihr angespartes Vermögen wieder abzubauen.

Dabei geht es nur nachrangig darum das Ersparte zu vererben. Über 60 Prozent der Befragten gaben an, noch kein Testament erstellt zu haben. Vielmehr soll mit diesem Verhalten der Studie zufolge die Fiktion aufrecht erhalten werden, dass das Leben ewig so weiter gehen könne.

Selbst im fortgeschrittenen Alter dienen sämtliche Finanzentscheidungen daher dem Ziel der Zustandserhaltung. Die Bindung an das Vermögen – das teilweise über Jahre hinweg aufgebaut wurde – ist so stark ausgeprägt, dass eine Phase des vorsätzlichen Ausgebens und des Genusses von Vermögensbestandteilen nur sehr selten eintritt.

Die Angst sich seiner angesparten Sicherheit zu berauben, scheint eine schier unüberwindbare, mentale Ausgabebarriere zu erzeugen.

Gegenüber professionellen Beratern herrscht ein ausgeprägtes Misstrauen. Berater werden von drei Vierteln der Befragten gemieden.

Studie Geldanlage im Alter

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Die vollständige Studie können Sie sich hier downloaden. Sie wurde im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge GmbH in Auftrag gegeben und vom Rheingold Institut Köln durchgeführt.

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