Börsengehandelte Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds) waren in den vergangenen Jahren weltweit so erfolgreich wie kaum eine andere Finanzinnovation.
Vor über 20 Jahren wurden sie erstmals in den USA aufgelegt. Seit dem Jahr 2000 werden sie auch in Deutschland gehandelt und freuen sich immer größerer Beliebtheit.
Heutzutage umfasst das Angebot alleine in Europa über zweitausend verschiedene Fonds, die zusammen fast 500 Milliarden Dollar an investiertem Kapital ausmachen. Nach Angaben des Vermögensverwalters Blackrock sind weltweit fast 2.500 Milliarden Dollar in ETFs investiert.
Zu den Profiteuren gehören sowohl Börsenprofis als auch Privatinvestoren. Selbst Warren Buffett, der gemeinhin für sein „Stock Picking“ bekannt ist, also der gezielten Auswahl von Einzelaktien, zeigte in der Vergangenheit immer wieder seine Vorliebe für diese Art der Finanzanlage.
Worauf Sie als Anleger von ETFs achten sollten
Die richtige Bank
Ordergebühren und Transaktionskosten können die Rendite mitunter erheblich schmälern. Achten Sie deshalb schon bei der Eröffnung Ihres Depots auf die Kosten, die Ihnen entstehen werden.
Direktbanken und Online-Broker liegen im Vergleich meist günstiger als Filialbanken.
Der Handelsplatz/Spread
Der Spread (=Spanne zwischen An- und Verkaufskurs) kann von Handelsplatz zu Handelsplatz unterschiedlich sein. Da Sie den Spread beim Verkauf des ETFs „mitbezahlen“ sollte er so klein wie möglich sein.
Vor allem für kurzfristig orientierte Anleger ist der Spread eine wichtige Kennziffer, welche die Höhe der Rendite entscheidend beeinflusst.
Die Segmente ETF „Bestx“ (Börse Stuttgart) und „XTF“ (Xetra) schreiben eine Obergrenze der Spreads vor, wodurch ein Schutz vor sehr hohen Handelsspannen gewährleistet ist.
Grundsätzlich gilt: Je liquider ein ETF ist, desto geringer ist sein Spread.
Der abgebildete Index
Bei der Vielzahl verschiedener ETFs ist die Auswahl nicht immer einfach. Für Einsteiger empfiehlt es sich, zu Beginn auf bekannte Aktien-Indizes zu setzen. Die Entwicklungen des DAX oder des Eurostoxx 50 lassen sich von Privatanlegern leichter verfolgen und nachvollziehen, als beispielsweise ein Index auf Brasiliens Aktienbarometer Ibovespa.
Indizes die sehr spezielle Märkte oder Regionen abbilden, werden in der Regel auch selten gehandelt, was sich bei einem späteren Verkauf negativ auswirken kann.
Während das Vermögen eines herkömmlichen ETF bei einer Emittentenpleite geschützt ist, bilden exotische Produkte, wie Short- oder Leverage-ETFs eine Ausnahme. Wem Sicherheit wichtiger als Rendite ist, sollte solche Produkte meiden.
Wer eine breite Streuung anstrebt und an einer langfristigen Anlage interessiert ist, für den ist ein MSCI World geeignet. Diese Indizes enthalten Aktien von Unternehmen aus Industrienationen, berücksichtigen aber auch Aktien aus Schwellenländern.
Die Kosten
Im Vergleich zu herkömmlichen Fonds – die aktiv gemanagt werden – sind die Kosten für ETFs deutlich geringer. Doch auch zwischen den verschiedenen ETFs gibt es preisliche Unterschiede.
Die Gebühren werden in der Gesamtkostenquote, kurz „TER“ (Total Expense Ratio) ausgedrückt.
Da die Gebühren immer auch einen Einfluss auf die Rendite haben, empfiehlt es sich Preise zu vergleichen.
Der Aufbau des Fonds
Anleger haben die Wahl zwischen physisch replizierenden oder synthetisch replizierende (=auch Swap-basierten) ETFs.
Während Anbieter physisch-replizierender (=auch voll replizierender Fonds) Aktien aller im Index befindlichen Unternehmen ihrer Gewichtung nach kaufen, bilden Swap-basierte ETFs einen Index ab, ohne dafür selbst Aktien besitzen zu müssen.
Durch komplexe Gegengeschäfte mit einer Bank und unter Verwendung von Derivaten kaufen sie sich quasi in die Wertentwicklung des abzubildenden Index ein.
Da im Falle einer Pleite der Partnerbank auch die ETF-Besitzer betroffen wären, sollten risikoscheue Anleger eher auf physisch-replizierende ETFs setzen, welche die Aktien im Idealfall auch nicht an andere Marktteilnehmer weiterverleihen.
Der Tracking Error
Die möglichst exakte Abbildung des zugrunde liegenden Index ist ein Qualitätsmerkmal von ETFs.
Je geringer die Abweichung ist, desto genauer bildet der ETF die Wertentwicklung ab. Ausgedrückt wird die Abweichung durch den sogenannten Tracking-Error.
Um von der Wertentwicklung eines Index bestmöglich profitieren zu können, sind ETFs mit geringen Differenzen zu ihren zugrundeliegenden Indizes zu bevorzugen.
Hier schneiden in der Regel synthetische ETFs besser ab als physisch replizierende.
Die Art der Ertragsverwendung
Anleger haben die Wahl zwischen ausschüttenden oder thesaurierenden Fonds. Beide Formen haben ihre Vorteile.
Während Anleger ausschüttender ETFs die erwirtschaften Erträge nach Abzug aller Kosten auf ihr Verrechnungskonto überwiesen bekommen, werden bei thesaurierenden ETFs die Erträge in den Fond reinvestiert.
Wer die Erträge des ETFs ohnehin dazu nutzen würde weiter in den Fond zu investieren, setzt lieber gleich auf thesaurierende Angebote und spart sich so die Gebühren, die beim erneuten Kauf entstehen würden.
Das Fondsvolumen
Wer sicher gehen will, dass der ETF durch die Fondgesellschaft nicht irgendwann geschlossen wird, sollte darauf achten, dass der Fond nicht zu klein ist. Je größere das Fondvolumen ist, desto geringer ist das Risiko.
Nach Ansicht von Experten besagt eine brauchbare Daumenregel, dass ein ETF profitabel wird, wenn er ein Volumen von 100 Millionen übersteigt. Die Gefahr einer Schließung ist somit recht gering.
An dieser Zahl können Sie sich als Anleger also orientieren. Da jedoch längst nicht alle Fonds über solch ein großes Volumen verfügen, wird die Auswahl geeigneter ETFs dadurch stark eingeschränkt.
Die Morningstar Bewertung
Das unabhängige Analysehaus Morningstar untersucht regelmäßig quantitative und qualitative Faktoren von ETFs. Die Untersuchungsergebnisse drücken sich in Form von Sternen aus, die den jeweiligen Fonds verleihen werden (Wertung geht bis max. 5 Sterne).
Die externe Bewertung kann Einsteigern bei der Auswahl geeigneter ETFs unterstützen.
Die Absicherung
Genauso wie Aktien können auch Indexfonds größeren Schwankungen unterliegen.
Aufgrund enttäuschender Konjunkturdaten oder politscher Krisen, können Kurse mitunter schon einmal einbrechen.
Während langfristig orientierte Anleger Krisen aussitzen können, kann es für kurzfristig orientierte Anleger sinnvoll sein, ETFs durch Orderzusätze abzusichern.
Welche Möglichkeiten es hierfür gibt, habe ich bereits hier beschrieben.
Zum Weiterlesen:
FAZ: Jetzt kaufe ich mir einen ETF
Finanztip.de: Einfach und günstig in Aktien anlegen – mit Indexfonds