Einheimische Aktionäre halten nur noch 36 Prozent des DAX
Der DAX (Deutscher Aktienindex) gilt als der wichtigste Aktienindex der Bundesrepublik. Er ist ein wesentlicher Indikator für den deutschen Aktienmarkt. Im DAX wird die Wertentwicklung der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen abgebildet.
Die Unternehmen des Index deckten im Juli 2014 mit einer Marktkapitalisierung von 776 Mrd € ca. 64 Prozent des in Deutschland zugelassenen Börsenkapitals ab.
Deutsche Investoren haben im Aktienmarkt allerdings nur noch wenig zu sagen. Die Mehrheit der Papiere befindet sich in ausländischer Hand, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung der Bundesbank-Statistik.
Ende Mai 2014 hielten ausländische Investoren ca. 58 Prozent des Marktwerts aller börsennotierten deutschen Aktien. Institutionelle Investoren aus Deutschland hielten ca. 30 Prozent und heimische Privatanleger rund 12 Prozent.
Der ausländische Anteil am DAX beträgt derzeit knapp 64 Prozent.
Bei manchen der DAX-Unternehmen ist der Anteil sogar noch höher, wie das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Ernst & Young in einer Studie herausgefunden hat. Bei einem Vergleich zwischen 2005 und 2013 zeigt sich ein deutlicher Aufwärtstrend. Im Durchschnitt nahm der Anteil ausländischer Investoren in diesem Zeitraum um ca. 13 Prozent zu.
Spitzenreiter in der Liste hohen ausländischen Engagements ist die Deutsche Börse. Zwar ist gerade hier der Trend rückläufig, der Anteil ausländischer Investoren beträgt aber dennoch 84 Prozent.
Anteile ausländischer Investoren an deutschen Konzernen
Die Top 10
- DEUTSCHE BÖRSE 84 Prozent
- LINDE 80 Prozent
- ADIDAS 74 Prozent
- MUNICH RE 74 Prozent
- BAYER 72 Prozent
- ALLIANZ 71 Prozent
- DAIMLER 68 Prozent
- MERCK 66 Prozent
- EON 59 Prozent
- LANXESS 58 Prozent
Deutsche Unternehmen im Ausland immer beliebter
Nach Einschätzung der Bundesbank-Ökonomen ist der hohe Anteil Investoren aus dem Ausland Ausdruck einer zunehmenden internationalen Verflechtung.
Mit eine Rolle spielen dürfte der große Bekanntheitsgrad der gelisteten DAX-Unternehmen. Durch umfangreiche Analysen und Berichterstattung über die entsprechenden Unternehmen, entsteht für potentielle Investoren eine hohe Transparenz. Dies ist vor allem für gebietsfremde Investoren ein entscheidender Faktor der hilft, mögliche Einstiegshürden abzubauen. DAX-Titel weisen darüber hinaus eine hohe Liquidität aus, was deren Attraktivität zusätzlich steigert.
Das starke Engagement ausländischer Investoren beweist, wie sehr die deutschen Konzerne auf dem Weltmarkt geschätzt werden.
Deutsche Privatanleger ziehen sich aus Aktien zurück
Einheimische Investoren – insbesondere Privatanleger scheint das Potential heimischer Konzerne indes nicht zu überzeugen. Während das Engagement einheimischer institutioneller Anleger in den letzten Jahren auf dem gleichen Niveau verharrte, verabschieden sich Privatanleger seit längerem immer stärker von ihren Aktien. Alleine aus Aktienfonds haben deutsche Privatanleger dieses Jahr eine Milliarde Euro abgezogen, obwohl der DAX noch vor kurzem ein neues Allzeithoch erreicht hatte. Aktuell halten hierzulande lediglich 8,9 Millionen Menschen Aktien und Aktienfonds. Dies entspricht einem Anteil von knapp 14 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre.
Konsequenzen starker internationaler Beteiligungen
Als Konsequenz dieser Entwicklung hat sich das deutsche System der Finanzierung, Leitung und Kontrolle von Unternehmen in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Während in der Vergangenheit noch Mehrheits- und Großaktionäre (in der Regel andere deutsche Großunternehmen) typisch waren, befindet sich heute der Großteil der Aktien in Streubesitz.
Der hohe Anteil ausländischer Investoren stärkt Kritikern zufolge den Einfluss internationaler Interessen. Bei unternehmerischen Entscheidungen zu Standortfragen und nationale Anliegen fallen bei einer solchen Aktionärsstruktur einheimische Interessen tendenziell weniger ins Gewicht.
Der Großteil der ausländischen Investoren kommt derzeit aus Europa (27 Prozent) und Nordamerika (20 Prozent).
Die vollständige Studie finden Sie auf der Website der Deutschen Bundesbank.