Wer eine Aktie vor dem Kauf beurteilen will, muss genau hinsehen und mehrere Kennzahlen im Blick haben. In Teil 1 und Teil 2 dieser Artikelserie habe ich bereits beschrieben, wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) zur Bewertung einer Aktie herangezogen werden kann. Beide Kennzahlen werden in der Praxis häufig eingesetzt. Beide haben jedoch auch ihre Schwächen.
Wie in den vorherigen Beiträgen bereits erwähnt, sollten sich Anleger nicht nur auf eine Kennzahl verlassen, sondern verschiedene Größen vergleichen. In Teil 3 kommt daher eine weitere Kennzahl hinzu, die ich kurz vorstelle.
Das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis (KCV)
Ob ein Unternehmen „liquide“ ist, lässt sich anhand des sog. Cash-Flow ermitteln. Der Cash-Flow kommt aus der Differenz von Einzahlungen und Auszahlungen zustande. Dem Teil also, der nach den Zu- und Abflüssen von Geld, etwa auf Bankkonten oder Kassenbeständen des Unternehmens, übrig bleibt. Somit drückt der Cash-Flow im Grunde die finanzielle Gesundheit des Unternehmens aus.
In der finanzwirtschaftlichen Unternehmensanalyse ist er ein wichtiger Indikator, um Rückschlüsse darauf ziehen zu können, ob ein Unternehmen aus eigener Kraft Investitionen tätigen kann. Der Cash-Flow kann auch Auskunft darüber geben, inwieweit ein Unternehmen von einer Insolvenz bedroht ist oder ob genügend Barmittel zur Schuldentilgung oder Zinszahlungen vorhanden sind.
Setzt man den Kurs einer Aktie ins Verhältnis zum Cash-Flow je Aktie erhält man eine weitere wichtige Kennzahl, das sogenannte Kurs-Cash-Flow-Verhältnis (KCV oder KCF).
Da sich das KCV im Gegensatz zum KGV kaum durch Bilanzierungstricks manipulieren lässt, gilt das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis unter Fachleuten als die objektivere Kennzahl.
Im Gegensatz zum KGV lässt sich das KCV auch anwenden, wenn das Unternehmen Verluste macht. Eine Berechnung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses würde bedingt durch einen „negativen Gewinn“ zu einem Wert unter Null führen, wodurch kein aussagekräftiges Ergebnis entsteht.
Auch für einen internationalen Vergleich lässt sich das KCV nutzten, da bei der Berechnung des Cash-Flows unterschiedliche Rechtsordnungen keine Rolle spielen.
Die Angabe zum KCV einer bestimmten Aktie finden Sie auf zahlreichen Online-Börsenportalen, in Fachzeitschriften oder Börsenzeitungen.
Auch bei dieser Kennziffer gilt, je niedriger sie ausfällt, desto günstiger ist die Aktie. Allerdings ist eine „günstige“ Höhe des Cash-Flow-Verhältnisses branchenabhängig. Ein Vergleich von des KCV über verschiedene Branchen hinweg, ist daher wenig aussagekräftig. Darüber hinaus muss bei einem Vergleich beachtet werden, dass der Cash-Flow auch auf der gleichen Basis berechnet wurde. Unterschieden werden operativer Cash-Flow, Cash-Flow aus der Investitionstätigkeit und Cash-Flow aus der Finanzierungstätigkeit. Häufig wird auch vom Brutto-Cash-Flow und freien Cash-Flow gesprochen.
Kritik am KCV
- Das Kurs-Cash-Flow-Verhältnis ist für die Beurteilung eines einzelnen Geschäftsjahres nicht geeignet. Um einen aussagekräftigen Wert zu erhalten, sollte ein Durchschnittswert vergangener Ergebnisse gebildet werden.
- Die verschiedenen Arten der Cash-Flow-Berechnung erschweren den repräsentativen Vergleich verschiedener Aktien.
- Bei wachsenden oder schrumpfenden Unternehmen, kann das Ergebnis des KCV verfälscht werden.