Die vergangenen Jahre waren für viele Sparer wenig einträglich. Wer auf klassische Anlageformen wie Sparbuch oder Tagesgeld setzte, konnte sein Erspartes dank Minizinsen nur geringfügig vermehren.
Wie aktuelle Studien zur Entwicklung des Zinsniveaus zeigen, rechnen viele deutsche Sparer auch für 2015 mit weiterhin niedrigen Zinsen. Laut einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Forsa für die Bank of Scotland durchführte, gehen 44 Prozent der Bundesbürger davon aus, dass sich das Zinsniveau in diesem Jahr kaum verändern wird. 21 Prozent der Befragten rechnen sogar mit einer weiteren Absenkung.
Eine Studie, die im Auftrag von Union Investment durchgeführt wurde, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Mit Blick auf die Entwicklung der Zinsen, gehen sogar 61 Prozent der Befragten davon aus, dass im nächsten halben Jahr keine Trendwende in Sicht ist. Auch bei dieser Umfrage rechnen 21 Prozent der Befragten mit weiter fallenden Zinsen.
Deutsche wollen ihr Sparverhalten 2015 beibehalten
Die Bereitschaft Geld zu sparen bleibt trotz geringer Zinserträge relativ konstant. So das Ergebnis einer weiteren bevölkerungsrepräsentativen Forsa-Umfrage vom Dezember 2014.
Demnach sparen weiterhin 60 Prozent der Bundesbürger regelmäßig und 26 Prozent gelegentlich. Etwa jeder Zweite spart monatlich zwischen 50 und 200 Euro. 39 Prozent legen monatlich noch höhere Beträge zurück. Zwei Drittel der Befragten wollen auch in diesem Jahr so viel sparen wie 2014. Damit dies gelingt, sind viele bereit, sich in einigen Bereichen finanziell einzuschränken. Möglichkeiten sehen die Befragten vor allem durch Einschränkungen bei Restaurantbesuchen (44 Prozent), beim Einkauf von Lebensmitteln (42 Prozent) sowie durch eine Optimierung der Energiekosten (39 Prozent), etwa durch einen Anbieterwechsel.
Risikobereitschaft bei der Geldanlage steigt
Im internationalen Vergleich gelten deutsche Sparer gemeinhin als risikoscheu, wenn es um Geldanlagen geht. So werden Anlageformen mit Verlustrisiko eher vermieden, während konservative Sparformen mit geringer aber sicheren Renditechancen bevorzugt werden.
Durch das anhaltend geringe Zinsniveau und der jüngsten EZB-Entscheidung, den Markt mit Geld zu fluten, bieten Klassiker wie das Sparbuch sowie Fest- und Tagesgeld jedoch kaum mehr Möglichkeiten, das Ersparte vernünftig zu vermehren. Da der geplante massenhafte Einkauf von Wertpapieren durch die EZB, auch die Inflationsrate erhöhen wird, werden Guthabenzinsen in Zukunft den Kaufkraftverlust nicht mehr ausgleichen können. Dies wird auch immer mehr Bundesbürgern bewusst und so ist bereits ein Umdenken erkennbar.
Lange haben die Deutschen bei der Geldanlage vor allem auf Sicherheit gesetzt, nun verändern sich die Prioritäten, so Christof Kessler, Vorstandssprecher der Gothaer Asset Management.
Nach einer Umfrage der Gothaer Asset Management nimmt der Sicherheitsaspekt bei der Geldanlage merklich ab. Aktuell steht die Anlagesicherheit nur noch bei 43 Prozent der Befragten an erster Stelle. Dies ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von 14 Prozent.
Rund 24 Prozent der Befragten sind mittlerweile bereit, bei der Geldanlage auch höhere Risiken einzugehen. Bei einer Umfrage im Vorjahr waren es lediglich 5 Prozent.
Fazit
Ob sich das Anlageverhalten deutscher Sparer tatsächlich ändert bleibt abzuwarten. Noch immer verteilt sich der Großteil des Geldvermögens der Deutschen auf Bankeinlagen, Versicherungen und Bargeld. Das Ergebnis einer Umfrage des Bankenverbands, lässt vermuten, dass auch 2015 diese klassischen Anlageformen weiter hoch im Kurs stehen. In der gegenwärtigen Situation wäre es jedoch sinnvoll, zumindest mit einem kleinen Investment an der Börse aktiv zu werden. Im Rahmen einer diversifizierten Anlagestrategie kann z.B. ein ETF-Fond oder eine dividendenstarke Aktie dazu führen, dass der Kaufkraftverlust aus der konservativen Geldanlage ausgeglichen wird.