In Zeiten niedriger Zinsen sind immer mehr Sparer bereit sich nach alternativen Anlagemöglichkeiten umzusehen. Wem Wertpapiere zu risikoreich sind, entscheidet sich oftmals für greifbare Werte.
Hoch im Kurs stehen vor allem Immobilien. Eine Immobilie gilt gemeinhin als sichere Kapitalanlage. Hier muss weder ein Kursrückgang noch ein Zinsausfall befürchtet werden. Wer die Immobilie auch noch selbst bewohnt, vermeidet zudem das Risiko von Mietausfällen.
Immobilien sind jedoch nicht die einzige materielle Anlageform. Auch Rohstoffe wie etwa Gold eigenen sich zur langfristigen Kapitalanlage. Trotz kurzfristiger Schwankungen, gilt Gold als wertstabil und entwickelt sich vor allem in Krisenzeiten positiv.
Kunst als Wertanlage
Doch es gibt auch weniger verbreitete materielle Wertanlagen. Eine davon ist Kunst. Gerade diese Form der Geldanlage verzeichnete in den letzten Jahren ein rasantes Wachstum. Die Umsatzentwicklung am Kunstmarkt kennt seit Jahren nur eine Richtung. Während 2003 in Deutschland mit Kunst ein Gesamtumsatz von 1,49 Mrd. Euro erzielt wurde, waren es 2013 bereits 2,41 Mrd. Euro. Der weltweite Umsatz beträgt aktuell rund 50 Mrd. Euro.
Auch der Auktionsmarkt in Deutschland für moderne und zeitgenössische Kunst untermauert das langfristige Wachstum. Akteure in diesem Umfeld konnten im vergangenen Herbst mit die besten Saison-Ergebnisse ihrer Unternehmensgeschichte erzielen, wie etwa das Kölner Auktionshaus Van Ham oder Ketter Kunst aus München.
Kunst ist längst nicht mehr nur ein Investment für Reiche und Exzentriker sondern bietet auch bürgerlichen Kleinanlegern die Möglichkeit einer alternativen Kapitalanlage. Sofern man einige Fallstricke beachtet und sich den Risiken bewusst ist, bietet eine Anlage in Kunstgegenstände auch Vorteile gegenüber verbreiteteren Anlageklassen.
Vorteile
- Der Kunstmarkt gilt auch in Krisenzeiten als stabil. Mit kaum einer anderen Anlage konnte man in den letzten 40 Jahren den Wert seines Investments so steigern wie mit Kunst. Die wachsende Nachfrage kaufkräftiger Interessenten aus China, Indien, Brasilien und Russland sorgt voraussichtlich auch weiterhin für eine positive Entwicklung.
- Trotz gelegentlicher Wertschwankungen behält Kunst als Anlageform immer einen gewissen Wert bei. Anders als bei Aktien oder Zertifikaten ist ein Totalverlust somit ausgeschlossen. Zudem bleibt der emotionale Wert ungeachtet des Marktpreises bestehen.
- Für Kunstwerke gilt in der Regel, dass sie mit dem Alter wertvoller werden. Daher eignen sie sich auch gut als „Erbmasse“. Zudem ist Kunst beim Vererben steuerlich leichter zu handhaben als Wertpapiere oder andere Geldanlagen.
- Erworbene Kunstgegenstände können an Artotheken gegen eine Gebühr verliehen werden und so zusätzliche Einnahmen generieren.
- Ein weiterer Vorteil von Kunst als Wertanlage ist die Tatsache, dass man mit ihr leben kann. Skulpturen und Bilder können die Atmosphäre des eigenen Zuhauses bereichern und dem Besitzer einen gewissen Status oder die Aura eines Kenners verleihen.
- Im Unterschied zu Immobilien, können Anleger in Kunst auch geringere Summen investieren. Gerade eine Investition in noch unbekannte Künstler bietet die Chance mit einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz eine große Gewinnsteigerung zu erzielen. Allerdings ist das Risiko dabei recht hoch, da nur etwa 10 Prozent der Nachwuchskünstler es schaffen sich nachhaltig am Markt zu behaupten.
Nachteile
- Ob der Preis für einen Kunstgegenstand angemessen ist oder nicht, lässt sich von Laien nur sehr schwer beurteilen. In keiner anderen Anlageklasse besteht so viel Unsicherheit über den tatsächlichen Wert einer Sache, wie im Kunstmarkt. Wer selbst keine Expertise mitbringt, kann sich jedoch gegen ein fixes Honorar oder einer Vermittlungsgebühr dem Wissen von Kunstberatern bedienen (sog. Art-Consultants).
- Selbst eine Investition in das Werk eines bekannten Künstlers garantiert nicht zwangsläufig eine Wertsteigerung. Zudem sind Unikate rar und oftmals erst ab 100.000 Euro erhältlich.
- Der Verkauf von Kunstgegenständen kann sich möglicherweise Monate oder Jahre hinziehen.
- Zwar sind Kunstgegenstände an sich wertbeständig. Sie können jedoch durch äußere Einflüsse wie Transportschäden, Feuer, Diebstahl etc. abhandenkommen oder zerstört werden. Ein Risikomanagement in Form spezieller Vorkehrungen und/oder Versicherungen ist oftmals unerlässlich.
Für wen Kunst als Anlageform geeignet ist
Wer sich für Kunstgegenstände interessiert, dem bieten sich viele Möglichkeiten zum Kauf oder Verkauf an. Diese finden Interessierte in Form von Kunstmessen, Auktionshäuser, kommerziellen Galerien, Online-Marktplätze, Kunsthallen, Kunstvereine und über die Ateliers der Künstler selbst.
Wer in Kunst anlegt sollte jedoch langfristig denken. Laut Gérard Goodrow, dem ehemaligen Direktor des Auktionshauses Christie’s, kann man ein Kunstobjekt ca. drei bis fünf Jahre nach dem Einkauf mit Gewinn verkaufen. Allerdings gibt es durchaus große Unterschiede. Junge Kunst sollten eher fünf bis zehn Jahre behalten werden, ehe sie verkauft wird.
In jedem Fall eignet sich Kunst also eher für langfristig orientierte Anleger, die neben dem reinen Investment die Kunst auch als Kulturgut begreifen und zu schätzen wissen. Erst dadurch entfaltet die Kunst auch ihren immateriellen Wert und bietet dem Anleger auch in Krisenzeiten einen Genuss, den keine andere Anlageform zu bieten hat.
Ratgebertipp:
Wer sich für alternative Geldanlagen interessiert, erhält mit dem Ratgeber „Mit Kunst und Luxus Geld verdienen – von Hans Lothar Merten“ das nötige Basiswissen über den Kunst- und Luxusmarkt.