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Wie funktioniert die Börse? Kostolanys Modell zur Erklärung des Börsengeschehens

Hund

Bild: Maja Dumat/pixelio.de

Gastbeitrag von Thomas Veith

Betriebswirtschaftliche Modelle sollen die komplexen Zusammenhänge über die wirtschaftliche Wirklichkeit vereinfachen und überschaubar machen. Anhand eines Modells können Erkenntnisse über Grundzusammenhänge und Prozesse erlangt werden. Modelle sind nichts anderes als ein Mittel, um sich mit – meist computergestützten – Simulationen an die Wirklichkeit heranzutasten. André Kostolany hat es verstanden, die Mechanismen an den Börsen für Jedermann verständlich darzustellen:

André Kostolany (1906-1999) bezeichnete sich selbst gerne als Spekulant. Der Börsen- und Finanzexperte, Journalist und Schriftsteller ungarischer Herkunft wurde von der Öffentlichkeit als „Börsenguru“ wahrgenommen. Kostolany selbst stritt das ab.

Wenn ich ein Börsenguru sein soll, dann wäre ich unfehlbar – das bin ich jedoch nicht.

Bekannt war Kostolanys Empfehlung nach dem  Erwerb von Aktien, Schlaftabletten einzunehmen, um sich über das Auf und Ab an den Börsen nicht aufregen zu müssen. Schon nach 10 Jahren Schlaf konnte man sich sicher über die Entwicklung an den Börsen und den Anstieg seiner Aktienanlagen freuen. So ganz unrecht hat er nicht: So stieg der  DAX (Deutscher Aktienindex) 1995 von 2.253,88 bis zum Jahr 2005 auf immerhin 5.408,26 Punkte. Betrachtet man diesen Zeitrahmen etwas genauer, so kletterte der DAX im Jahr 1999 auf einen Höchststand von fast 7.000 Punkten und man stellt im Jahr 2002 einen eher niedrigen Stand in Höhe von 2.892,63 Punkten fest. Ursache war damals die „Dotcom-Blase“ – leider konnten zahlreiche Startups der IT-Branche die Gewinnerwartungen nicht erfüllen und die Spekulationsblase brach zusammen. Die Folge war, dass viele Kleinanleger Vermögensverluste hinnehmen mussten.

Spaziergänger + Hund = Wirtschaft + Börse

Um den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und den Turbulenzen an den Börsen einfach und für Jedermann verständlich zu erklären, entwickelte Kostolany das Modell von einem Mann, der seinen Hund spazieren führt. Dabei repräsentiert der Spaziergänger die Wirtschaft und der Hund die Entwicklung an den Börsen. Da der Hund nicht an der Leine geführt wird, läuft er immer wieder weg, mal nach vorne, mal nach hinten und mal zur Seite. Aber der Hund läuft nicht davon, sondern er kehrt immer wieder zu seinem Herrchen zurück.

Vergleicht man dies nun mit der Dotcom-Blase, so wäre der Hund sehr weit nach vorne gelaufen, was bedeutet, dass die Aktien überwiegend wesentlich höher gehandelt wurden, als die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung und die individuelle Bewertung einzelner IT-Unternehmen dies hätten rechtfertigen können. Doch irgendwann merkt der Hund, dass er sich zu weit von seinem Herrchen entfernt hat und kehrt schnell zu ihm zurück – schlecht für die Anleger, die oft voreilig zu überhöhten Preisen kauften und nun schnell wieder zu niedrigeren Preisen verkaufen müssen oder einen Totalverlust erleiden.

Das Phänomen einer Spekulationsblase wird auch häufig als „Dienstmädchenhausse“ bezeichnet – dabei entsteht eine Blase durch den Kauf von Aktien überwiegend von schlecht informierten Kleinanlegern. Für den Profi ein deutliches Zeichen für die letzte Phase einer Spekulationsblase.

Am 19. Oktober 1987 erlebte die Wall Street einen schwarzen Tag, den „Schwarzen Montag“. Besorgte Freunde riefen Kostonanys Frau an und erkundigten sich nach seinem Befinden – sie antwortete: „Er sitzt wie immer in seinem Sessel und hört klassische Musik – es geht ihm gut.“

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