Was Privatanleger von Börsenprofis lernen können:
Börsen machen immer wieder mit Turbulenzen auf sich aufmerksam.
Die teils heftigen Ausschläge nach oben oder unten lassen sich vor allem bei Aktienkursen beobachten. Doch auch Indizes bleiben von Kursschwankungen nicht verschont.
Vor allem in politisch unruhigen Zeiten, können sich globale Ereignisse blitzschnell in der Kursentwicklung widerspiegeln.
Diese Schwankungen können Privatanleger besonders stark betreffen. Während der Hochfrequenzhandel in einem Bruchteil von Sekunden Papiere abstoßen kann, haben Kleinanleger häufig das Nachsehen.
Wer sein Depot und die Entwicklung seiner Papiere nicht ständig beobachten will, der kann auf einen plötzlichen Kursrutsch kaum reagieren.
Auslöser solcher Einbrüche können neben globalen Ursachen auch unternehmensspezifische Gründe haben.
Der Weggang des renommierten Fondsmanagers Bill Gross von der Allianz Tochter Pimco, führte Ende September zu einem Einbruch der Allianz-Aktie von zeitweise sechs Prozent.
Auch Insiderverkäufe von Vorständen lassen Profianleger häufig nervös werden. Sobald die ersten Großaktionäre zu verkaufen beginnen, ziehen andere nach und der Kurs fällt in den Keller. So können die Kurse binnen weniger Stunden um mehrere Prozentpunkte einbrechen.
Bis Privatanleger an die relevanten Informationen gelangen, ist der Kurs oftmals so weit gesunken, dass beim Verkauf bereits ein Verlust entsteht. Falls die Verlustzone noch nicht erreicht wird, sind zumindest die noch nicht realisierten Kursgewinne aufgezehrt.
Wie Sie sich vor einem Kursrutsch schützen können
Viele Privatanleger nutzen zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren einfache Handelsoptionen wie „Billigst“ oder „Bestens“. Mit einer solchen Order wird der Kaufauftrag sofort zum günstigsten Marktpreis ausgeführt. Der Verkaufsauftrag wird entsprechend zum gegenwärtig besten Preis ausgelöst.
Der Kauf oder Verkauf erfolgt jeweils zum sofortigen Zeitpunkt. Bei einem kurzfristigen Kurseinbruch kann dieser Zeitpunkt jedoch schon zu spät sein. Die Aktie befindet sich in diesem Moment vielleicht schon auf Talfahrt.
Besser ist es daher, wenn Sie bereits im Vorfeld festlegen, zu welchem Preis ein Verkauf stattfinden soll.
Sichern Sie Ihre Gewinne und schützen Sie sich vor Verlusten
Um sich vor einem freien Fall Ihrer Wertpapiere zu schützen, sind Orderzusätze wie Stop-Loss, Stop-Loss-Limit oder Trailing-Stop-Loss sehr sinnvoll.
Mit diesen Zusätzen legen Sie die Bedingungen fest, zu denen ein Verkauf automatisch ausgelöst wird. Bei einem plötzlichen Kursrutsch lassen sich auf diese Weise bereits erzielte Kursgewinne realisieren und Verluste begrenzen.
Stop-Loss
Die Stop-Loss-Order ist eine Verkaufsoption die automatisch ausgeführt wird, sobald der Kurs einen zuvor definierten Wert erreicht oder unterschritten hat. Ist dies der Fall, wird die so gesicherte Aktie (oder ein sonstiges Wertpapier) zum gegenwärtig besten Kurs veräußert.
Der Verkauf entspricht nach dem Auslösen des Stop-Loss-Signals also wieder einer traditionellen „Bestens“-Order.
Der Vorteil dieser Option liegt in der Tatsache, dass die Kurse nicht ständig verfolgt werden müssen. Für den Fall eines Einbruchs ist man dennoch versichert.
Beispiel: Eine Aktie wurde zu einem Preis von 20,- € gekauft. Aktuell wird Sie mit 25,- € gehandelt. Möchte man die Aktie noch nicht verkaufen, weil man mit weiterhin steigenden Kursen rechnet, kann ein Stopp-Loss bei 24,- € gesetzt werden. Fällt der aktuelle Kurs um 8 Prozentpunkte zurück (-2 ,- €) wird die Verkaufsorder bei 24,- € ausgelöst und die Aktien zu einem Kurs von beispielsweise 23,46 € verkauft.
Somit wurde immerhin noch ein Gewinn von 3,46 € pro Aktie realisiert.
Stop-Loss-Limit
Die Ausführung dieser Verkaufsorder erfolgt wie bei der Stop-Loss-Order durch das Erreichen oder Unterschreiten eines zuvor festgelegten Werts.
Der Unterschied liegt im Zusatz „Limit“. Dieser gibt an, dass die Verkaufsorder nur zur Ausführung kommt, wenn das definierte Limit nicht unterschritten wird.
Beispiel: wie im Fall von oben, soll die Order für 24,- € gelten. Mit dem Zusatz „Limit“ wird zusätzlich bestimmt, dass keine der Aktien unter einem Verkaufspreis von 23,95 € veräußert werden soll.
Sobald die Order ausgelöst wurde, werden die Aktien am Markt zu einem Preis von 23,95 € angeboten. Sind keine Käufer bereit zu diesem Preis einzukaufen, bleibt das Verkaufsangebot bestehen. Ist die Nachfrage geringer als die angebotene Stückzahl an Aktien, wird nur ein Teil der Papiere verkauft. Wenn die Nachfrage zu einem späteren Zeitpunkt wieder steigt, wird der Rest der Aktien veräußert.
Trailing-Stop-Loss
Bei dieser Handelsoption wird der herkömmliche Stop-Loss an den aktuellen Tageskurs angepasst.
Beispiel: Der Einkauf einer Aktie erfolgte zu einem Preis von 20,- €. Der Kurs steht aktuell bei 25,- €. Als Ausstiegswert wird bei 24,- € ein Training-Stop-Loss gesetzt.
Die Differenz zwischen Tageskurs und Stop-Kurs beträgt 1,- € oder 4 Prozent (Basis 25,- €).
Wenn der Kurs nun weiter steigt aber der Stop-Loss nicht nachgesetzt wird, erhöht sich die Differenz zwischen Tages- und Ausstiegskurs. Bei einem Tageskurs von 26,- € beträgt der Abstand zum Stop-Kurs schon 2,- € oder 7,7 Prozent.
Durch den größeren Abstand wird ein Verkauf auch erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgelöst. Hierdurch werden mögliche Gewinne im ungünstigsten Fall wieder abgebaut, bevor sie realisiert werden können.
Um dies zu vermeiden, kann man den Stop-Loss selbst neu setzen oder aber man verwendet gleich die Trailing-Stop-Loss-Order.
Dabei wird der Stop-Wert automatisch nachgezogen, sodass das Verhältnis zwischen Kurs- und Auslösewert immer gleich bleibt. Der Abstand kann als absoluter Wert ausgedrückt werden (z.B. 1,- €) oder aber prozentual (der Abstand von 4 Prozent bleibt somit dauerhaft bestehen).
Fazit
Orderzusätze sind auch für Privatanleger eine sinnvolle Option, um Investitionen abzusichern. Sie können dabei helfen Verluste zu begrenzen und Gewinne mitzunehmen. Allerdings sind sie kein Allheilmittel.
Auch bei einer Stop-Loss-Order können Verluste erlitten werden. Wird ein Stop-Loss ausgelöst, kann sich der nächste handelbare Preis der „Bestens“-Order auch weit unterhalb der Auslösegrenze befinden.
Bei der Stop-Loss-Limit- und der Trailing-Stopp-Loss–Order kann ein Verkauf sogar gänzlich ausbleiben, wenn das „Limit“ z.B. zu hoch angesetzt wurde und sich für diesen Preis kein Käufer findet, weil sich das Wertpapier bereits im Sinkflug befindet.
Generell sollte bei allen Stopp-Loss-Zusätzen der Auslösezeitpunkt an die Preisschwankungen (Volatilität) des jeweiligen Wertpapiers angepasst werden.
Wird der Auslösewert einer Verkaufsorder zu knapp festgelegt, kann es dazu führen, dass der Verkauf eingeleitet wird, obwohl sich das Wertpapier kurzfristig wieder stabilisiert.
So ist es durchaus möglich, dass ein Papier vorschnell verkauft wird, obwohl es am gleichen Handelstag deutlich im Plus abschließt.
Wer dann wieder einsteigen möchte, muss sich zu einem höheren Kurs einkaufen oder auf weitere Rücksetzer warten.
Weitere Informationen:
Ich verweise hier auf zwei Videos, die die Orderzusätze meiner Meinung nach sehr anschaulich erklären. Dies soll jedoch nicht als Empfehlung für den Anbieter verstanden werden, der die Videos produzieren lies.
Orderzusätze können bei einer Vielzahl von Banken, Direktbanken und Online-Brokern genutzt werden.
Haben Sie bereits selbst Erfahrungen mit Orderzusätzen gesammelt? Geben Sie hierzu gerne einen Kommentar ab.